Die Außenwirtschaft der WKO lud vom 12. -14. Mai zur Zukunftsreise CSR nach London, um österreichischen Unternehmen die Gelegenheit zur Vernetzung und zum Informationsaustausch hin sichtlich CSR-Aktivitäten zu bieten. Im Rahmen der perfekt organisierten Reise waren VertreterInnen wichtiger heimischer Player auf „fact finding mission“ und konnten sich ein Bild der CSR-Ausrichtung im Vereinigten Königreich machen. Auf Einladung von Dr. Christian Kesberg, dem österreichischen Wirtschaftsdelegierten in London, gab es interessante Vorträge von Top-Speakern sowie einen spannenden Netzwerkabend mit UnternehmensvertreterInnen aus UK.
UK gehört zu den Vorreitern im Bereich CSR, wenn auch – wie im anglo-amerikanischen Raum üblich – Philantropie ein wichtiger Teil davon ist. Besonders „social entrepreneurship“ und Initiativen im Bereich „community building“ sind wichtige Bestandteile. Von den Unternehmen vor Ort ist immer wieder die Rede von „CSR as our licence to operate“, ein Ansatz, der in Österreich sicher noch ausbaufähig ist. Einige Highlights möchte ich hier besonders hervorheben.
Amanda Mackenzie (Business in the Community, BITC) und Robin Nuttall (McKinsey) haben spannende Inputs zu CSR in turbulenten Zeiten geliefert, in denen gesellschaftliche und politische Umbrüche wie die Schere bei Einkommensunterschieden und der Brexit Berücksichtigung finden müssen. Es ging um ein ausgeglichenes Verhätlnis zwischen „downside risks“ und „upside opportunities“, was in die „license to oprate“ mündet. Best practice-Beispiele seitens Robin Nuttall waren u.a. der „sustaiable living plan“ von Unilever und ein Beitrag zur Messung des Beitrags zu den SDGs, den die Danske Bank ausgearbeitet hat. Amanda Mackenzie unterstrich die Aussagen noch mit der Information, dass beim Unilever-Konzern die sigenannten „green brands“ 47% schneller wachsen als andere Produkte – ein unschlagbares Argument für die Ausrichtung hin zu nachhaltigen Produkten. Ihre Initiative, der der Prince of Wales als Präsident vorsteht, hat zum Ziel, jene Gesellschaftsgruppen zu schützen, die unter den unbeabsichtigten Nebeneffekten der Digitalisierung leiden. Die großen Themen bei BITC reichen von der Wichtigkeit systemischen Denkens in Zeiten des Umbruchs über Flexibilität beim lebenslangen Lernen bis hin zu CSR als Investmentthema, das auch CFOs interessieren muss.
Maggie Loo (Bridges) und Maggie de Pree (League of Intrapreneurs) haben den Aspekt „Impact Investing“ unter Berücksichtigung der SDGs und die Wichtigkeit der Förderung von Intrapreneurship in Unternehmen für eine „corporate culture revolution“ professionell herausgearbeitet. Für Bridges sind im Rahmen des „Impact Management Projects“ die SDGs 3,4,7,8,10,11, und 12 die wichtigsten. CSR kreiert laut Bridges Marktchancen, z.B. über Projekte in den Bereichen „reuse, recycling & circular economy“. Impact-Messung ist natürlich ein wichtiger Faktor, sie erwähnte dazu den B-Corp-Ansatz sowie Messungen im Bereich Energieeffizienz und CO2-Reduktion. Ihre best-practice-Beispiele waren „world of books“, das inzwischen mit einem Volumen von GBP 600 Mio. der größte Wiederverkäufer von gebrauchten englischen Büchern ist sowie die E-Commerce Plattform „unforgettable“, die Beratung, Unterstützung und Medikamente für Demenzkranke und deren pflegende Angehörige bietet. Für Maggie de Pree geht es um die Disruption in Unternehmen, deren durchschnittliche Lebensdauer von 75 Jahren auf derzeit 15 Jahre dramatisch gesunken ist. Es benötigt eine „corporate culture revolution“, in der gelebter Sinn im Fokus der MitarbeiterInnen steht. Unternehmen müssen offen und miteinander kommunizieren, MitarbeiterInnen einbinden, gemeinsam feiern, Menschen zusammen und damit Menschlichkeit zurück an den Arbeitsplatz bringen.
Für das CSR Dialogforum besonders wertvoll waren die Ausführungen von Darian Stibbe (The Partnering Initiative), der den Sinn in Partnerschaften im Erarbeiten und Maximieren von Werten sieht. Seine sechs Kernprinzipien für Partnerschaften, die auch miteinander verknüpft sind, beinhalten (im englischen Original): 1) equity & co-creation, 2) eye-level, 3) transparency, 4) trust & relationship, 5) committment & co-accountability, 6) communication.
BP war ein zentrales Beispiel für eine hervorragende CSR-Strategie, wo auf der Internetseite „advancing low carbon“ sehr transparent über die Aktivitäten berichtet wird. Der Fokus liegt neben der Dekarbonisierung über alternative Energiesysteme in UK auf den Themen Bildung, „social entreprises“, Kunst und Sportpartnerschaften. Unbedingt zum Nachahmen ist in jedem Fall die Initiative für Nachwuchskräfte in den MINT-Fächern, die BP in Zusammenarbeit mit Universitäten und der Science Museum Group betreibt.
Für Marks & Spencer, eine der nachhaltigsten Handelsketten Europas, ist CSR seit 2007 Top-Thema. Die großen Herausforderungen sieht Mike Berry in der Attraktivität für MitarbeiterInnen, der Resilienz und im Klimawandel. Seine drei Kernbotschaften waren (im englischen Original): 1) you need to have a position on every single issue. 2) environmental impact all over the value chain is key. 3) set your business case! M&S konnte damit in den letzten Jahren Einsparungen von GBP 850 Mio. erreichen. Bis 2020 werden alle Produkte von M&S aus nachhaltiger Produktion stammen. Nahrungsmittel werden immer mehr personalisiert, wobei hier 60% der Veränderungen noch vor uns liegen. Plastikverpackungen sind eine der ganz großen Herausforderungen in den nächsten Jahren, Recycling bzw. kompostierbare Alternativen eine große Marktchance.
Beim Mittagessen leistete uns David Grayson, Professor Emeritus of Corporate Responsibility an der Cranfield University School of Management Gesellschaft und berichtete über sein „blue print“-Konzept für nachhaltiges Unternehmertum. Er stellte an uns auch die Frage: „are you already CSR all-in?“. Ihm geht es um Offenheit beim Ansprechen der Herausforderungen und Vertrauen sowie mehr Fokus auf CSR als Geschäftsmöglichkeit und weniger als Risikominimierungsprogramm. In den nächsten 3-5 Jahren sieht er neue Generation an jungen (social) entrepreneurs, die sich mehr am „purpose while conducting a business“ orientiert. Sein neues Buch „New Power“ erscheint im Juli 2018 und wir haben ihn zur Mitwirkung in unserem wissenschaftlichen Beirat eingeladen!
Autor: Ursula Oberhollenzer, MSc